Sexuelle Ausbeutung von Kindern auf Reisen und im Tourismus
Kinder sind in verschiedenen Formen von Ausbeutung im touristischen Geschäft betroffen: ob für Reisende sichtbar als Souvenirverkäufer*innen am Strand sowie an Essensständen auf Straßenmärkten oder für Tourist*innen unsichtbar als illegale Arbeitskräfte in Wäschereien oder in Restaurants. Kinder sind auf Reisen und im Tourismus weltweit auch von sexueller Ausbeutung betroffen, Reisende selbst werden häufig zu Täter*innen.
- Kontakt: Carlota Harmsen (harmsen@ecpat.de)
Der Begriff sexuelle Ausbeutung von Kindern umfasst jegliche sexuelle Handlung an oder vor Minderjährigen unter 18 Jahren, bei der es zu einer Vergütung – in Form von Geld, Geschenken oder Versprechungen – kommt. Er meint darüber hinaus auch die Verbreitung von Darstellungen sexueller Ausbeutung von Kindern im Internet sowie den Handel mit Kindern zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und den Zwang zur Prostitution.
Das Internet und touristische Infrastrukturen wie z.B. Hotels und Ferienwohnungen, Restaurants, Clubs und Bars sowie Transportunternehmen verschaffen Täter*innen sexueller Ausbeutung an Kindern häufig Anonymität und Sicherheit.
ECPAT sieht eine klare Verantwortung bei touristischen Verbänden, Unternehmen und Regierungen– sowohl in den Ziel- als auch Herkunftsländern der Reisenden – sexuelle Ausbeutung an und Gewalt gegen Kinder zu erkennen und zu verhindern.
Verhaltenskodizes und Richtlinien internationaler Organisationen geben Unternehmen der Reisebranche für die Umsetzung von Menschen- und Kinderrechten detailreiche Orientierung. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet seit 2023 alle Unternehmen in Deutschland mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und ab 2024 auch alle Unternehmen ab 1.000 Angestellten sexuelle Ausbeutung von Kindern als menschenrechtliches Risiko mittels ihrer Sorgfaltspflicht zu minimieren.
ECPAT berät und schult touristische Unternehmen in der Etablierung und Umsetzung von Kinderschutzmaßnahmen. Die Unterzeichnung des Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung (https://thecode.org/) ist ein erster Schritt für Unternehmen, durch eine Selbstverpflichtung aktiv zum Kinderschutz beizutragen.
Für eine aktive Bekämpfung von sexueller Ausbeutung von Kindern braucht es neben der Zusammenarbeit mit Reisebranche und Politik, auch eine konsequente Strafverfolgung. ECPAT setzt sich diesbezüglich für eine starke Gremienarbeit ein und ist Teil der Arbeitsgruppe Kinderschutz des Deutschen Reiseverbands (DRV) und Mitglied beim Roundtable Human Rights in Tourism. Um frühzeitig ein Umdenken bei sozialen und ethischen Themen in der Reisebranche voranzubringen, schult ECPAT deutschlandweit angehende Tourismusfachkräfte an Berufs- und Hochschulen.
Eine zentrale Aktivität von ECPAT ist auch die professionelle Bearbeitung von Hinweisen sexueller Ausbeutung an Kindern auf der Meldeplattform www.nicht-wegsehen.net. Auf der Plattform können verdächtige Situationen in Bezug auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus gemeldet werden. Eine Besonderheit: Personen können ihre Verdachtsfälle anonym bei ECPAT melden oder auch direkt an das Bundeskriminalamt (BKA) weiterleiten.
Aktuelle Projekte
Maßnahmen zum Schutz bei sexueller Ausbeutung von Kindern auf Reisen und im Tourismus, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Projektlaufzeit: Januar 2022 – Dezember 2024
- Kontakt: Carlota Harmsen (harmsen@ecpat.de)
Videos
Video Speak Out (ECPAT International)
Nicht wegsehen: Kinder brauchen Schutz
Kinderschutz im Tourismus (ECPAT Österreich/Naturfreunde International)
Online-Seminar Voluntourism
Relevante Publikationen
Kinderrechte im Fokus – den Neustart des Tourismus gestalten (ECPAT Deutschland e.V.; Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung – Brot für die Welt; Roundtable Human Rights in Tourism e.V., 2022)
Analyse der Auswirkungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtgesetzes auf die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger in der Reise -und Tourismusbranche (ECPAT International 2022)
Kinderschutz im Geschäftsreisebereich (ECPAT Deutschland e. V. 2018)
„Vom Freiwilligendienst zum Voluntourism“ (ECPAT Deutschland e. V.; Studienkreis Tourismus und Entwicklung, Tourism Watch 2018)
Risiken für Kinderschutz auf Campingplätzen (ECPAT Deutschland e.V. 2021)