Ob über Chats, Livestreams, Games oder Social Media – sexualisierte Gewalt im Netz ist real. Und sie trifft Kinder und Jugendliche jeden Tag. Manche merken sofort, dass etwas nicht stimmt, andere erst später. Vieles davon fühlt sich nicht nur komisch an, es kann auch strafbar sein. Du bist selbst betroffen oder willst jemandem helfen? Hier findest du Infos, Unterstützung und Wege raus aus der Situation.
Worum geht’s genau?
Wie erkenne ich sexualisierte Gewalt im Netz?

Cybergrooming
ist das gezielte Ansprechen von Kindern oder Jugendlichen im Netz mit dem Ziel, sexuelle Kontakte zu knüpfen.

Nudes
sind intime Bilder, die ohne Einverständnis weitergeleitet werden oder durch Druck, Manipulation oder Erpressung erlangt werden.

Sextortion
ist sexuelle Erpressung mit anzüglichen Bildern, Nacktfotos oder Videos. Oft drohen Täter(*innen) damit, bereits vorhandene Aufnahmen zu veröffentlichen.

Deepnudes
sind Bilder oder Videos, bei denen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) Kleidung digital entfernt oder verändert wird, sodass es den Anschein hat, eine abgebildete Person sei nackt – obwohl das in Wirklichkeit nie der Fall war.

Livestreaming
ist sexualisierte Gewalt in Echtzeit per Videochat oder -stream. Täter(*innen) verlangen, dass Kinder oder Jugendliche sich ausziehen und sexuelle Handlungen ausführen, oft gegen Geld.

Strafbarkeit
In Deutschland ist jede Form sexualisierter Gewalt und sexueller Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen strafbar.
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Du bist unsicher,
ob du was sagen oder tun sollst?
Vielleicht hast du etwas gesehen oder gehört, das sich nicht richtig anfühlt. Oder du bist selbst betroffen und fragst dich, was passiert, wenn du dir Hilfe holst. Viele haben Angst, dass dann gleich die Polizei eingeschaltet wird oder andere davon erfahren. Diese Sorge ist verständlich.
Wichtig ist: Du bist nicht schuld. Und du musst nichts tun, was du nicht willst.
Die meisten Beratungsstellen arbeiten anonym. Du musst keine Namen nennen, niemanden verraten und keine Anzeige erstatten. Du kannst erstmal erzählen, was passiert ist – oder einfach sagen, dass du ein komisches Gefühl hast.
Hilfe holen heißt nicht, dass “sofort alles öffentlich” wird. Es heißt: Du bekommst Unterstützung – vertraulich, sicher und ohne Druck.
Meldestellen und Beratungsangebote
bei sexualisierter Gewalt und Ausbeutung im digitalen Raum
Meldestellen
Nicht-wegsehen.net
Erklärt, wie man bei einem Verdacht vorgeht und welche Stelle zuständig ist. Wenn man unsicher ist, kann man den Hinweis einfach dort einreichen – die Plattform leitet ggf. weiter.
Jugendschutz.net
www.jugendschutz.net/verstoss-melden
Bundesweites Kompetenzzentrum für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Netz. Recherchiert Risiken und nimmt Beschwerden entgegen. Hinweis: Die Plattform ist weniger kindgerecht gestaltet (z. B. Fachbegriffe, keine Upload-Funktion für Screenshots).
Internet-Beschwerdestelle
www.internet-beschwerdestelle.de
Gemeinsame Plattform von FSM und eco. Meldemöglichkeit mit Formular, Erklärvideo vorhanden. Hinweis: Eher für Erwachsene geeignet, Begriffe nicht immer verständlich, keine Dateianhänge möglich.
Don’t Look Away!
Internationale Plattform zur Meldung sexueller Ausbeutung von Kindern im Internet. Kooperation mit N.I.N.A. e. V.
Polizeibehörden
Bei akuter Gefahr oder Verdacht auf eine Straftat kann jederzeit auch die Polizei eingeschaltet werden (z. B. über die Onlinewache oder Notruf 110).
Online-Beratung
Juuuport
Online-Beratung speziell für Jugendliche durch Jugendliche. Meldungen können über ein niedrig-schwelliges Formular eingereicht werden, das auch an jugendschutz.net und die Internet-Beschwerdestelle weiterleitet. Keine Kategorisierung nötig.
Krisenchat
Rund-um-die-Uhr-Chat für junge Menschen in Not. Professionelle Fachkräfte beraten anonym, kostenlos und vertraulich.
N.I.N.A. e. V. – Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch
Vertrauliche Hilfe bei Fragen zu sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen.
Nummer gegen Kummer
Kinder- und Jugendtelefon, Elterntelefon sowie Online-Beratung. Themen reichen von Liebeskummer bis zu Missbrauch oder Suizidgedanken. Anonym, kostenlos, vertraulich.
Beratungsstellen vor Ort
Hilfe-Portal des Bundes
www.hilfe-portal-missbrauch.de
Über das Hilfe-Portal des Bundes finden Sie Anlaufstellen in Ihrer Nähe.
Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend
Zossener Str. 41
10961 Berlin
Telefon: 030/88 91 68 66
Melde- und Hilfestellen in Österreich
Rat auf Draht: Notrufnummer und Chat für Kinder und Jugendliche rund um die Uhr, anonym und kostenlos, telefonisch unter 147. Weitere Infos: www.rataufdraht.at
Stopline: Meldestelle gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger: www.stopline.at
Wording
Warum wir von „Täter(*innen)“ sprechen
In unseren Texten verwenden wir die männliche Form „Täter“. Das liegt daran, dass die Mehrheit der Täter*innen männlich ist. Trotzdem gilt: Sexualisierte Gewalt kann auch von Frauen oder Menschen anderen Geschlechts ausgehen.
Warum sprechen wir von “sexualisierter” Gewalt – und nicht von sexueller?
Der Begriff „sexualisierte Gewalt” macht deutlich, dass es dabei nicht um Sexualität, sondern um Macht, Kontrolle und Grenzverletzung geht. Täter nutzen Sexualität als Mittel der Gewalt, häufig gegen den Willen, das Wissen oder die Reife der betroffenen Person. Der Begriff „sexualisierte Gewalt“ macht deutlich, dass es sich dabei nicht um einvernehmliche Sexualität handelt. Deshalb verwenden wir diesen Begriff, um das Unrecht beim Namen zu nennen und den Fokus auf die Gewalt statt auf das Sexuelle zu legen.
Wann sprechen wir von sexualisierter Gewalt und wann von sexueller Ausbeutung?
Sexualisierte Gewalt bedeutet: Jemand zwingt ein Kind oder einen Jugendlichen zu sexuellen Handlungen – egal ob mit Körperkontakt (z. B. Berührungen, Penetration) oder ohne (z. B. Zeigen von Pornos, Exhibitionismus). Auch abfällige Sprüche oder Belästigungen gehören dazu. Wichtig: Bei Kindern unter 14 Jahren gilt jede sexuelle Handlung als Gewalt – egal, ob sie „ja“ sagen oder nicht.
Sexuelle Ausbeutung ist eine besondere Form von Menschenhandel. Sie liegt vor, wenn ein Kind oder Jugendlicher für sexuelle Handlungen Geld, Geschenke oder andere Vorteile bekommt – oder wenn jemand anderes dafür bezahlt wird. Wichtig: Kinder und Jugendliche können ihrer eigenen Ausbeutung nie zustimmen, auch wenn sie scheinbar einverstanden sind, gilt es trotzdem als Ausbeutung.
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Kostenlose Online-Kurse für Eltern und erwachsene Bezugspersonen in unserer ECPAT Academy
Unsere Online Kurse richten sich an Eltern, Erziehungsberechtige, (pädagogische) Fachkräfte und Interessierte. Sie klären über verschiedene Risiken sexualisierter Gewalt im digitalen Raum, denen Kinder und Jugendliche begegnen auf. Die Kurse können eigenständig durchgeführt werden, sind kostenlos verfügbar und dauern jeweils zwischen 5 und 15 Minuten. Die Kurse sensibilisieren zu der Thematik, geben Anreize, wie man mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch gehen kann und bieten einen Überblick über Melde- und Beratungsstellen. Zusätzlich sind die Kurse auf verschiedenen Sprachen verfügbar.
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Auf Basis der UN-Kinderschutzkonvention engagieren wir uns in den Bereichen Politik, Justiz, Wirtschaft und Bildung, um für die Themen zu sensibilisieren, Präventivmaßnahmen zu entwickeln und eine rechtliche Grundlage zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Ausbeutung und sexualisierter Gewalt zu schaffen.